70. Jahrestag der Zerstörung

Zum 70. Jahrestag der Zerstörung unserer Bartholomäuskirche schreibt unser Pfarrer Stephan Liebau im Frühjahrsgemeindebrief 2015: 

Vor 70 Jahren: Viele Menschen in Nordheim sind wegen der Tieffliegerangriffe seit März 1945 tief verunsichert. Die zur Nutzung als Panzersperren kurz vor der Blüte abgehauenen Obstbäume entsetzen viele und beruhigen nicht. Am Mittwoch nach Ostern, dem 4. April 1945, rückt die Front ganz nahe heran. Deutsche Truppen kommen nach Nordheim, erste französische Panzer sind zwischen Klingenberg und Böckingen gesichtet worden. Ab 22 Uhr liegt Nordheim unter Beschuss, viele flüchten in die Keller.

Eine versuchte kampflose Übergabe Nordheims durch den stellvertretenden Bürgermeister Friedrich Spöhr wird durch deutsche Truppen verhindert. So kommt es am Donnerstag, dem 5. April 1945, zu erbitterten, sinnlosen Gefechten. Tote auf beiden Seiten.
Gegen 15 Uhr werden erste kleine Flammen im Glockenstuhl der Kirche gesehen.

Pfarrer Fezers Bitte, mithilfe der freiwilligen Feuerwehr löschen zu dürfen, wird von den französischen Befehlshabern abschlägig beschieden. Zu tief ist die Verbitterung über den feindlichen Empfang. Auch das Kirchenschiff fängt Feuer.

Eine Nordheimerin berichtet: „Wir standen wie gebannt da, bis der Glockenstuhl zusammenbrach. Mit einem dumpfen Donnern und Dröhnen stürzten die Glocken in die Tiefe … dann gingen wir zurück in die Häuser. Es gab nichts mehr zu tun.“ Die Kirche war zerstört, aber immerhin konnte durch Einsatz und Mut ein Überspringen des Feuers auf benachbarte Häuser abgewendet werden.

In der 1949 wieder aufgebauten und zwischen 1989 und 1991 renovierten und umgebauten Kirche dürfen wir seitdem in Frieden Gottesdienst feiern.

Im Ostergottesdienst am 5. April, ganz genau 70 Jahre nach der Zerstörung der Kirche, soll das Gedenken an die traurigen Ereignisse einen Platz finden, aber auch der Dank an Gott dafür, dass wir heute in Frieden leben können, und das Gebet um die Erhaltung dieses Friedens.
Herzliche Einladung zu den Ostergottesdiensten und auch zu den anderen Gottesdiensten und Veranstaltungen unserer Gemeinde.

Ihr S. Liebau